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In 7 Schritten: Wie man Blogger glücklich macht

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Museen sind auf die Blogger gekommen. Das ist nicht so ganz neu. Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass die Organisation von Bloggerreisen und Bloggerrelations generell immer noch ganz neu für einige viele Museen sind. Sie möchten wissen, wie Sie Blogger glücklich und zufrieden machen? Lesen Sie weiter! 

Versorgen Sie die Teilnehmer Ihrer Veranstaltung mit Namensschildern. Schreiben Sie darauf den Namen des jeweiligen Teilnehmers im richtigen Leben und dessen Namen im Internet. Nur wenige Menschen erinnern sich nach dem obligatorischen Händeschütteln noch an über 20 Namen, Blogs und diverse Accounts in den sozialen Medien.

Sie wünschen sich informierte Teilnehmer? Sie wünschen sich Teilnehmer, die in Echtzeit in den sozialen Medien kommunizieren? Verteilen Sie Informationen über Ihre Veranstaltung, Ihre Kampagne, die Stadt und all das, was die Teilnehmer an diesem Tag erleben und sehen vor der Veranstaltung. Besonders wichtig: Wo gibt es Wifi? Benötigt man ein Passwort? So stellen Sie sicher, dass die Teilnehmer nicht unter Dauerstress stehen: Zuhören, alle Informationen und Namen notieren, schnell twittern, instagrammen und snapchatten, während man noch nach dem Wifi sucht und Bilder macht, ja, eigentlich schon bearbeitet haben muss, und das alles in fünf Minuten, auch das können nur sehr wenige Menschen. Nicht einmal Blogger besitzen solche Superkräfte.

Sie wünschen sich Teilnehmer, die auch nach 20 Kilometern Fußmarsch guter Dinge sind und fröhlich vor sich hin lächeln, ganz so, als gäbe es nichts Tolleres als Ihr Event? Und die auf dem anschließenden Empfang im Rahmen des Launchs der offiziellen Kampagne den offiziellen Menschen der Stadt/des Museums munter die Hand schütteln und nur so sprühen vor Begeisterung, ja, gar nicht mehr zu bremsen sind, wenn sie über die Ereignisse des Tages sprechen? Geben Sie den Teilnehmern Nahrung. Butterbrote und Wasser als Snack zwischendurch sind okay, noch besser ist eine warme Mahlzeit, Kaffee und alles mit Zucker. Am allerbesten ist die Aussicht auf eine warme Mahlzeit nach dem Empfang. (Wenn Sie Ihren Teilnehmern, mit fast nüchternem Magen, das Glas Wein von den fliegenden Kellnern immer tapfer nachfüllen lassen, haben Sie auf dem Empfang nach nur 10 Minuten eine Runde trunkener und vor lauter Müdigkeit völlig überdrehte Teilnehmer, die zwar plötzlich sehr fröhlich lächeln, aber auch sehr komische Dinge sagen und machen.)

Sorgen Sie dafür, dass die Teilnehmer nach 20 Kilometern Fußmarsch problemlos zurück ins Hotel kommen. Ein Taxi wäre optimal, der Hinweis, wie man mit öffentlichen Verkehrsmitteln die verbleibenden Kilometer hinter sich bringt, wäre okay. Am allerbesten wäre es, wenn Sie die Teilnehmer obendrein mit Tickets für den öffentlichen Nahverkehr versorgen.

Wenn Sie alle Teilnehmer in einem Hotel unterbringen, lassen Sie das doch auch alle Teilnehmer wissen. Dies verhindert, dass am Abend vor der Veranstaltung ein jeder Teilnehmer allein in einer Bar an einem Bier nippt. Sie könnten beispielsweise eine Mail in die Runde schicken und ein paar Tipps anpinnen, wo es sich gemütlich sitzt und lecker speist.

Wenn Sie den Teilnehmern eine Freude machen möchten: Buchen Sie nicht die früheste Reisemöglichkeit. Verständlich, der früheste Flug ist der günstigste, und überhaupt: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Aber um 4 Uhr aufstehen und zum Flughafen hechten, das wünschen sich nur sehr wenige Menschen.

Wenn Sie die Idee haben eine Bloggerreise zu organisieren, denken Sie daran, dass Blogger zwar sehr sehr gerne bloggen, natürlich auch über Ihr Museum, dafür aber kein Geld bezahlen möchten. Sie laden Blogger ein, damit Ihre Veranstaltung/Ihre Kampagne/Ihre Sonderausstellung beworben wird. Ein Kunstmagazin oder eine Zeitung zahlt ja auch kein Geld dafür, dass Ihre Werbung abgedruckt wird. Natürlich, ein Text in einem Blog kann nicht mit einer Werbeanzeige verglichen werden … Sie wissen schon, was ich meine. Okay also ist, wenn Sie Reise- und Übernachtungskosten übernehmen. Optimal ist, wenn Sie sogar darauf achten, dass den geladenen Teilnehmern keine zusätzlichen Kosten entstehen. Denn Blogger haben in der Regel keine Redaktion im Rücken, die die Spesen übernimmt. Eine Blogger- und eine Pressereise können Sie nicht miteinander vergleichen, nein. Denn der eingeladene Redakteur oder freie Autor bezieht entweder ein festes Gehalt oder wird für den Text bezahlt, Blogger machen das alles in Ihrer Freizeit und nehmen kein Geld mit dem Blog ein – zumindest im Kulturbereich.

Wenn Ihnen Ihre Teilnehmer nach der Veranstaltung glücklich lächelnd dankend um den Hals fallen, obwohl Sie keinen der obigen Punkte berücksichtigt haben: Dann sind die Teilnehmer entweder so betrunken, dass sie auch einer Skulptur die Hand zum Abschied schütteln würden, oder Sie sind ein sehr reizender und herzlicher Mensch, der in einer wunderbaren Stadt mit tollen Museen lebt.

Alle Ähnlichkeiten mit vergangenen Veranstaltungen von Museen für „Die Blogger sind hier!“ sind rein zufällig. 

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