Monate: April 2014

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Bestimmst Du schon oder rätst Du noch? Die artefakt-Bestimmungsbübung

Ja, es gibt sie noch, unsere Bestimmungsübung. Nach unserem Relaunch haben wir die Übung lediglich nicht mehr so prominent auf unserer Seite platziert. Als wir noch eine „Zeitschrift für junge Kunstgeschichte und Kunst“ waren, haben wir die Bestimmungsübung als Examens- oder Prüfungsvorbereitungstool in unserem Repertoire gehabt. Studenten der Kunstgeschichte bekommen in der mündlichen Bachelor- oder Magisterprüfung 10 Postkarten (manch moderner Professor nutzt inzwischen zumindest Power Point) vorgelegt, die sie chronologisch sortieren müssen, und im besten Fall können sie dann noch den Künstler und das Entstehungsjahr nennen. Die einen nutzen deshalb unsere Bestimmungsübung mit 2400 Bildern aller Gattungen und Techniken von der Antike bis zur Moderne als Prüfungsvorbereitung, die anderen vertreiben sich damit als Bilderrätsel die Mittagspause.  The Bestimmung must go on.    

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Vom Verschwinden der Stadt. „Esprit Montmartre“ in Frankfurt

Mitte der 1840er wurden die Straßen in Paris flächendeckend mit Gas beleuchtet. Damit veränderte sich der Alltag in der Großstadt grundlegend, denn war das Leben zuvor vom Tageslicht bestimmt, war es nun auch sicher, bei Nacht unterwegs zu sein. Was Kafka später „das nervöse Zeitalter“ nennen wird, nimmt mit der künstlichen Verlängerung des Tages seinen Anfang. Die Moderne ist geprägt von einer Sehnsucht nach Helligkeit und Klarheit. So heißt die Aufklärung auf französisch lumières und auf englisch enlightenment. Licht und Klarheit sind aber nur eine Seite der Moderne. Wenn der Flaneur auch bei Nacht flanieren kann und an Orten wie Montmartre alles, was bei Tag passiert, nachts vertraut und fremd zugleich wiederkehren kann, ist Schärfe und Klarheit vielleicht nicht die Darstellungsweise der Wahl. Unschärfe und Unklarheit sollen in der Fotografie seit den 1870ern für einen immer wieder umstrittenen Kunstcharakter bürgen. Spätestens die Impressionisten haben versucht, in Farbflecken so etwas wie den flüchtigen Eindruck der Großstadt zu simulieren. Zähes Licht Henri Evenepoels „Nuit à Paris“ ist auch unscharf, hat aber nichts mehr von der flüchtigen Leichtigkeit …