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Pflanzen, Beine und Visionen. Hashtagprojekte auf Instagram & Co

Über Sinn und Unsinn von Hashtags wird gern diskutiert. Puristen und Nichteingeweihte lehnen Hashtags auf Instagram konsequent ab oder begnügen sich wortkarg mit einem Hashtag, das zumindest den Standort anzeigt - besonders beliebt bei Berlinern. #berlin dann bitte klein geschrieben. Man kann sich aber auch, so unter #Pros, unter #Fotos komplett in #Hashtags mitteilen. #Fetzt. Am Wochenende wird unter einem #legfie aus dem Bett schon einmal kommuniziert, wie die Lage ist: #Ichtrotzdemhoch. #Yolo. Das Social-Media-Team der gerade auf Instagram angekommenen Bundeskanzlerin nimmt sich ein Beispiel an diesen Hashtagkaskaden. Man kommt in den Genuss so schöner Sätze wie: „In einer Wasserfläche spiegelt sich der #Konferenzsaal, vor dem #Bundeskanzlerin Angela Merkel während des #G7-Gipfels zur #Begrüßung der #Outreach-Gäste geht.“ Die nächste Stufe ist vermutlich ein Haiku aus Hashtags.

Sinnvoll lassen sich Hashtags, was allseits bekannt ist, als Verschlagwortungssystem verwenden, so dass Beiträge auf den diversen Social-Media-Kanälen thematisch gebündelt, von allen eingesehen und verfolgt werden können. Möchte man seine Follower animieren, eigene Beiträge etwa zu einer Ausstellung oder einem kleinen Contest beizusteuern, bieten sich Hashtagprojekte dafür an. Instagram selbst regt die Community jedes Wochenende mit dem Weekend Hashtag Project dazu an, Fotos zu einem bestimmten Thema einzureichen. Kürzlich hat sich der Fotograf Stephen Shore eine kleine Aufgabe für das #WHP überlegt. Seit den 70er Jahren ist der Amerikaner als Mitbegründer der New Colour Photography für seine Aufnahmen von Alltagssituationen bekannt. Da war es nur konsequent, dass Shore die Instagrammer aufforderte, doch auf dem täglichen Wegstück einmal genauer hinzusehen.

Aktuell haben einige Museen und Kultureinrichtungen eigene Hashtagprojekte ins Leben gerufen, die wir hier gesammelt haben:

#PlantsForBlossfeldt

Eine zeitgenössische Variante für Karl Blossfeldts fotografische Pflanzensammlung.

Die Pinakotheken in München feiern aktuell mit der Sonderausstellung Karl Blossfeldt. Aus der Werksatt der Natur den 150. Geburtstag des Fotografen der Neuen Sachlichkeit. Und da mit dem Werk des Fotografen gemeinhin Pflanzen verbunden werden, sollen jetzt auch Pflanzen aller Art und überall fotografiert und via Instagram, Twitter, Facebook und Vine geteilt werden.

#MonetMoment

MonetMoment

Seerosen mit einem iPhone fotografiert und in Monet’scher Manier bearbeitet.

Das Städel Museum in Frankfurt bewegt sich mit der Ausstellung Monet und die Geburt des Impressionismus noch in einem anderen Jahrhundert, bittet aber ebenfalls um eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit dem Werk des Malers. Wie schon im Impressionismus geht es heute auf Instagram um Momentaufnahmen, so die These. Wie sieht es also aus, wenn man einen Moment wie Monet mit einem Smartphone einfängt? Gekonnt hat das Städel zwei internationale Instagrammer eingespannt, um auf das Hashtagprojekt und somit auf die Ausstellung sowie den eigenen Instagram-Kanal aufmerksam zu machen.

#coberlinmoment

Ein Moment der Kontemplation im c/o Berlin.

Auch das c/o Berlin bittet um einen Moment, allerdings geht es um die eigene Kultureinrichtung. Gefeiert werden 60.ooo Facebook-Follower mit dem Hashtagprojekt #coberlinmoment. Eingereicht werden sollen die Fotos per Mail. Wie das mit der viralen Verbreitung in diesem Fall funktionieren soll? Ich weiß es nicht.

#visionHH

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Die Zukunft von Hamburg: Ruhig und ohne große Bauprojekte.

Das Motto der diesjährigen Triennale der Photographie in Hamburg (18.-28. Juni) ist die Zukunft der Fotografie. Deshalb widmet sich das Hashtagprojekt auch der Zukunft, allerdings derjenigen der Hansestadt. Wer ein Foto über das Hashtag #visionHH einreicht, wird damit Teil eines großen Mosaiks aus Bildern, das im Containerdorf in der Nähe der Deichtorhallen während der Laufzeit der Triennale zu sehen sein wird.

#ARTEselfie

Dieses Selfie hat weniger mit Hitchcock zu tun, als es den Anschein macht. Es ist nicht in einer Dusche entstanden.

Der Fernsehsender ARTE widmet sich dem Thema Selfie im Rahmen einer Webdoku mit dem Titel Vom Selbstporträt zum Selfie, die im Herbst 2015 zu sehen sein wird. Dafür braucht man selbstverständlich Selfies. Bis 31. Juli können Selfies über das Hashtag #ARTEselfie für die noch zu drehende Webdoku eingereicht werden, die besten 60 werden ausgewählt. Übrigens: Es gibt Selfieunterkategorien, wie das #legfie (mit Beinen) und das #relfie (mit Freunden). Das obligatorische Duckface darf nicht fehlen, aber hier hat ganz eindeutig Kim Kardashian den Schmollmund vorn.

#ChangedEverything

Dieses Foto eines scheinbar betrunkenen Hundes ließ die Hoffnung in mir aufkeimen, dass nach Elliott Erwitt in Sachen Hundefotografie vielleicht doch noch nicht alles gesagt ist. Ich fotografiere seither Hunde.

Die legendäre Fotoagentur Magnum verkauft aktuell mal wieder Prints ihrer Mitglieder - man muss es sagen - zum Spottpreis von 100 Dollar. Anlässlich dieses Print Sales zwischen dem 8. und 12. Juni gibt es ein Hashtagprojekt mit dem Titel #ChangedEverything, an dem sich 50 Magnum-Fotografen, wie etwa Martin Parr, beteiligt haben. Alle haben ein Foto herausgesucht, das für sie, wenn nicht alles, so doch einiges verändert hat. Diese Fotos kann man nun käuflich erwerben und auf der Website der Agentur oder auf Instagram die Geschichten dazu nachlesen. Wer selbst ein Foto einreicht und die Geschichte dazu erzählt, kann einen Print „gewinnen“. David Alan Harvey wählt den Preisträger aus.

Und so wie die Bilder nach der Ausstellung wieder abgehängt werden, verschwinden auch die Hashtags nach der Laufzeit der Projekte wieder.

 

Alle Fotos: Anika Meier

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