Jahr: 2014

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Zurück in welche Zukunft? Mark Fishers Essayband „Ghosts of My Life“

In Frankreich begeistert man sich derzeit wieder für Techno. Man muss sich nur die EP von Panteros666 (Bromance Records, 2013) ansehen und anhören: Das Cover und der Klang erinnern an die Thunderdome-Hardcore Compilations aus den 1990ern, nur eben so, dass auch Kunststudierende das gut finden können. Die Platte heißt passenderweise auch „Hyper Reality,“ benannt nach einem der Lieblingstheoreme der 1990er.     Überhaupt erinnert die sogenannte post-internet Ästhetik irgendwie daran, wie man sich in den 1990ern die Zukunft vorstellte. Diese Erscheinungen spielen natürlich Mark Fisher in die Hände, der in seinem demnächst erscheinenden Essayband „Ghosts of My Life“ mit Unbehagen behauptet, die Popkultur sei seit mindestes einem Jahrzehnt in der Wiederholungsschleife. Seine Essays stammen aus der Frieze, e-flux oder von Fishers eigenem Blog k-punk. The slow cancellation of the future, so heißt die Losung, die Fisher in dem gleichnamigen Text ausgibt. Zukunft ist bei ihm der Begriff, von dem eine geradezu magische Suggestivkraft ausgeht. Die Erwartung des Fortschritts, ob im marxistischen oder im bürgerlichen Sinne, war die Hoffnung der Moderne. Spätestens mit den italienischen Futuristen beginnt …

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Bestimmst Du schon oder rätst Du noch? Die artefakt-Bestimmungsbübung

Ja, es gibt sie noch, unsere Bestimmungsübung. Nach unserem Relaunch haben wir die Übung lediglich nicht mehr so prominent auf unserer Seite platziert. Als wir noch eine „Zeitschrift für junge Kunstgeschichte und Kunst“ waren, haben wir die Bestimmungsübung als Examens- oder Prüfungsvorbereitungstool in unserem Repertoire gehabt. Studenten der Kunstgeschichte bekommen in der mündlichen Bachelor- oder Magisterprüfung 10 Postkarten (manch moderner Professor nutzt inzwischen zumindest Power Point) vorgelegt, die sie chronologisch sortieren müssen, und im besten Fall können sie dann noch den Künstler und das Entstehungsjahr nennen. Die einen nutzen deshalb unsere Bestimmungsübung mit 2400 Bildern aller Gattungen und Techniken von der Antike bis zur Moderne als Prüfungsvorbereitung, die anderen vertreiben sich damit als Bilderrätsel die Mittagspause.  The Bestimmung must go on.    

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Vom Verschwinden der Stadt. „Esprit Montmartre“ in Frankfurt

Mitte der 1840er wurden die Straßen in Paris flächendeckend mit Gas beleuchtet. Damit veränderte sich der Alltag in der Großstadt grundlegend, denn war das Leben zuvor vom Tageslicht bestimmt, war es nun auch sicher, bei Nacht unterwegs zu sein. Was Kafka später „das nervöse Zeitalter“ nennen wird, nimmt mit der künstlichen Verlängerung des Tages seinen Anfang. Die Moderne ist geprägt von einer Sehnsucht nach Helligkeit und Klarheit. So heißt die Aufklärung auf französisch lumières und auf englisch enlightenment. Licht und Klarheit sind aber nur eine Seite der Moderne. Wenn der Flaneur auch bei Nacht flanieren kann und an Orten wie Montmartre alles, was bei Tag passiert, nachts vertraut und fremd zugleich wiederkehren kann, ist Schärfe und Klarheit vielleicht nicht die Darstellungsweise der Wahl. Unschärfe und Unklarheit sollen in der Fotografie seit den 1870ern für einen immer wieder umstrittenen Kunstcharakter bürgen. Spätestens die Impressionisten haben versucht, in Farbflecken so etwas wie den flüchtigen Eindruck der Großstadt zu simulieren. Zähes Licht Henri Evenepoels „Nuit à Paris“ ist auch unscharf, hat aber nichts mehr von der flüchtigen Leichtigkeit …