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Nachts mit der Community im Museum. #200jahrestaedel in Frankfurt

Alleine feiern ist doof. Das hat sich wohl das Frankfurter Städel gedacht und hat mal eben die Community zum Feiern nachts ins Museum eingeladen. Um 18 Uhr am 21. November, pünktlich zur offiziellen allabendlichen Schließung des Museums, wurden die Blogger, Twitterer und Instagramer durch den Mitarbeitereingang ins Haus gelassen. Gefeiert wurden #200jahrestaedel, wie schon das Hashtag zum Jubiläumsjahr verrät. Vor 200 Jahren stiftete der Gewürzhändler und spätere Bankier Johann Friedrich Städel das Kunstinstitut. 200 Minuten – 200 Jahre wären doch etwas viel gewesen – sollten es an diesem Abend dann auch für die Besucher sein. Gemotzt habe ich und vergrätzt war ich, wie kürzlich in Reaktionen auf meinen Beitrag über Museen und soziale Medien erschienen im Monopol Magazin online zu lesen war. Ein wenig wunderte ich mich darüber – und tue es immer noch –, dass die Museen in Deutschland immer noch so sehr auf Bloggerreisen und TweetUps setzen. Dort schrieb ich: „Über Kunst zu twittern, ist wie über Architektur zu tanzen. So ähnlich hat es Frank Zappa einmal formuliert. Der Trend unter deutschen Museen geht …

Alte Meister in der Gemäldegalerie

„Ich hasse die Sonne. Sie wissen, ich hasse die Sonne wie nichts sonst auf der Welt.“ Und außerdem: „Ich gehe wegen dieser Sitzbank in den Bordone-Saal und wegen des idealen Lichteinflusses auf mein Gemütsvermögen, tatsächlich wegen der idealen Temperaturverhältnisse gerade im Bordone-Saal (…).“ „Tatsächlich habe ich von Kindheit an nichts mehr gehasst, als die Museen, sagte er, ich bin von Natur aus ein Museumshasser, aber ich gehe wahrscheinlich gerade aus diesem Grunde seit über dreißig Jahren hier herein, ich leiste mir diese zweifellos geistige Absurdität.“ „Was denken und was reden wir nicht alles und glauben wir sind kompetent und sind es doch nicht, das ist die Komödie, und wenn wir fragen, wie soll es weitergehn?, ist es die Tragödie.“ „Die Kunst ist das Höchste und das Widerwärtigste gleichzeitig, sagte er. Aber wir müssen uns ja einreden, daß es die hohe und die höchste Kunst gibt, sagte er, sonst verzweifeln wir.“ Alle Zitate: Thomas Bernhard, Alte Meister (Suhrkamp)

Bau in progress - Hamburger Kunsthalle

Wenn in Berlin einige Museen ihre Türen wegen Umbauarbeiten schließen, ist es nicht ganz so schlimm. Die Stadt hat ein paar Museen mehr im Angebot. In Hamburg sieht es etwas anders aus. Hier bliebe nicht mehr viel, wenn eines der größeren Häuser seine Türen komplett für einen längeren Zeitraum schließen würde. Während der fast zweijährigen Umbauphase ist die Hamburger Kunsthalle weiter offen. Diese Meldung strahlt Passanten schon von Weitem in schwarzer Schrift auf gelbem Bauzaun entgegen. Nach 10 Monaten gibt es auf der Baustelle der Kunsthalle sichtbare Fortschritte. Die Sanierung der zentralen Gemälde- und Skulpturendepots ist abgeschlossen und einige Sammlungsräume sind bereits modernisiert. Vergangene Woche lud die Kunsthalle deshalb zu einer Baustellenbegehung ein. Auf dem Rundgang hätte die Fotografin Candida Höfer sicherlich Freude gehabt. Anbei einige Eindrücke von der Baustelle.      

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#artwatchers oder Museumsbilder aus Paris

„Wir gehen gewöhnlich nicht in eine Ausstellung, um Leute zu betrachten, schon gar nicht solche Leute, die ihrerseits Bilder betrachten“, glaubt Hans Belting. Das schrieb er in den 90er Jahren des vergangenen Jahrtausends, als gerade Thomas Struths „Museum Photographs“ in der Hamburger Kunsthalle gezeigt wurden. Struths Thema sind Bild und Betrachter in der Museumsarchitektur, als Tableaux vivants sammelt er sie im Zyklus der Museumsbilder. Einzelauftritte von Museumsbesuchern sind bei ihm eine Seltenheit. Und wenn doch einmal der seltene Fall eintritt, dann sieht man etwa den Fotografen selbst im Dialog mit dem Selbstportrait Dürers in der Alten Pinakothek. 20 Jahre und eine Fotosharingcommunity-App später wird man von eben dieser in die örtlichen Museen geschickt, um Fotos von Menschen in Interaktion mit der Kunst für das Weekend Hashtag Project zu machen, auf instagram hochzuladen und mit dem Hashtag #whpartwatching zu versehen. So ungewöhnlich ist das Unterfangen von Struth also nicht mehr, die Parameter haben sich nur etwas verschoben: Handykamera statt Großformat, instagram statt Museum und irgendwie Dilettantismus im Goetheschen und Schillerschen Sinn statt Düsseldorfer Schule. Das dazugehörige …