Alle Artikel mit dem Schlagwort: Fotografie

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Es menschelt gar nix. Die RAY-Fotografieprojekte in Frankfurt

“Dass die faktische Abbildung von Realität in jeder Kunstform ein Trugschluss ist, ist allgemein bekannt,” wird der Leser des RAY-Katalogs zu Beginn belehrt. Weiß ich, denkt man sich. Aber irgendwie muss der epistemische Zweifel an der Fotografie nochmal als Mantra vorangestellt werden, denn trotz allem ist da noch eine Erwartung an Fotografie. Denn Fotografie ist immer noch das bevorzugte Medium der Reportage, so als könnte sie das Entfernte und Unzugängliche nah heranholen. „Imagine Reality“ ist der Titel der zweiten Ausgabe der Fotografieprojekte Rhein-Main, eine Leistungsschau zeitgenössischer Fotografie in und um Frankfurt. Es geht um die vorgestellte Realität, oder doch eher um gar nichts, wie Clemens Meyer im Vorwort „Imagine GARNIX“ zum Katalog proklamiert. Was ist los mit dem dokumentarischen Wert von Fotos? Ein wenig bleibt von der Reportagefotografie: Lucas Foglias  Bilder aus dem Mittleren Westen der USA erinnern an die Zeit der großen Depression in den 1930ern. Die Farm Security Administration beauftragte Fotografen, die Armut auf dem Land zu dokumentieren. Foglias Figuren sind einsam in menschenleeren Landschaften. Ein Mann zielt mit einem Gewehr auf eine Kuh, die ganz …

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Top of Instagram. The Best of 2014

Once upon a time, although no one remembers exactly when, you had to take pictures with a camera, and you had to wait days or weeks for the results – until the film roll was finished, anyway. When you picked up your pictures, whatever happened some time ago, you had it on paper. Back home, you’d show the pictures to family and friends, go back to the lab to have more prints made. Meticulously, the pictures were stored in drawers or boxes. The special ones would be put in an album, with the date and a couple of words. Inscribed into the photograph was a mnemonic function, and the photos ensure: “It has been like this.” (Roland Barthes) Just before the end of the year, the photo-sharing service Instagram was reported to have more than 300 Million users. Immediately followed by the headline that Instagram is bigger than the messaging-service Twitter. A picture says more than a thousand words, so you’d rather communicate via images in the first place. People want to see images, anywhere and …

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Von Pixeln und Märtyrern. Harun Farocki und Robert Wilson in Paris

In einer schmalen Straße im Osten von Paris liegt, einigermaßen unscheinbar, die Galerie Thaddaeus Ropac. Am Empfangstisch vorbei kommt man im Erdgeschoss in einen abgedunkelten Raum, in dem vier Leinwände von der Decke hängen. Vor jeder Leinwand eine Bank, über jeder Bank ein Lautsprecher, aus dem eine nur für den jeweiligen Zuschauer hörbare Stimme das Geschehen auf der Leinwand kommentiert. Im Dunkeln und von Leinwänden umgeben, könnte man meinen, in eine zeitgenössische Variation der Panoramen des 19. Jahrhunderts geraten zu sein. Aber man hat es hier doch nicht mit der Illusion einer vollständigen Welt zu tun. Statt von einer bemalten Leinwand hat man hier vier Filme von Harun Farocki („Parallele I-IV“) vor sich. Oder genauer: viermal Ausschnitte aus Videospielen und Computeranimationen von Landschaften, Wasser und Wolken.  Auf den ersten Blick scheint es, als habe Farocki sein Material so vorgefunden, wie er es mit nur sparsamen Kommentar versehen zeigt. Aber die Ausschnitte sind doch genau komponiert. „Parallele I“ leistet, was im Film klassischerweise ein establishing shot macht. Die Welt der Handlung, sozusagen der Ort der Erzählung wird abgesteckt. …

„Ich habe eine Krähe erlegt.“ Eine Liebesaffäre mit der russischen Kultur in Bildern

Von Gogol, Tolstoi und Dostojewski angeregt, hält sich das Klischee der russischen Volksseele hartnäckig im Denken des westeuropäischen Bildungsbürgertums. Der Bildband „Das russische Zarenreich 1855-1918. Eine Fotografische Reise“ zeigt Farbfotos aus den letzten Jahrzehnten des russischen Zarenreichs und benutzt die russischen Autoren als Stichwortgeber.