allerArt, Interview
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Mainz calling

Dieses Semester findet das 80. Jubiläum des Kunsthistorischen Studierenden Kongresses (KSK) in Mainz statt. Wird das Programm diesem feierlichen Anlass in besonderer Weise Rechnung tragen?

Es ist nicht unser Ziel, die früheren KSK mit besonderer Festlichkeit zu übertrumpfen. Zur Eröffnung wird es jedoch einen gemeinsamen Umtrunk geben, der Sekt ist kalt gestellt und es darf ruhig etwas feierlich zugehen. Wir hoffen auch, dass es im Rahmen der Gruppenphase zur aktuellen Situation der Studierenden der Kunstgeschichte die Möglichkeit geben wird, intensiver über den KSK als Forum zu diskutieren. Henry Kaap vom Vorstand des Ulmer Vereins wird außerdem in Mainz sein und bei der Eröffnung und beim Abschlussplenum über die aktuelle Situation des Kongresses von Seiten des Ulmer Vereins berichten.

Die letzten KSK sind durch ein umfangreiches Rahmenprogramm aufgefallen. Was wird die Tagungsteilnehmer in Mainz erwarten?

Wir haben uns bewusst zu einigen kleineren Neuerungen im Programm entschieden. So wird es keine begleitende Ausstellung geben, dafür aber den Leseabend „Fasten your seatbelts“ im Mainzer Kulturzentrum Peng. Eine Gruppe von Lesern wird an diesem Abend Texte über Reisen und Fremdheitserfahrungen in der jeweiligen Muttersprache präsentieren. Außerdem wird täglich eine Gruppenphase stattfinden – es soll die Möglichkeit gegeben werden, bestimmte Punkte direkt im Gespräch in kleiner Runde zu vertiefen, damit überdies möglichst viele Teilnehmer zu Wort kommen.

Ein Highlight wird die Führung am Donnerstag sein: Geboten wird die einmalige Gelegenheit, die Neue Synagoge in Mainz zu besichtigen. Der Bau von Manuel Herz, einem Libeskind-Schüler, wurde 2010 fertig gestellt und gehört zu den interessantesten neuen Synagogenprojekten in Europa. Auch unsere Workshops, die diesmal von Doktoranden angeboten werden, sind vielversprechend: Bei Anne Röhl geht es um die Postkarte in der zeitgenössischen Kunst, bei Tatiane de Oliveira Elias um brasilianische Künstler und die Diktatur. Aus Karlsruhe wird Jacob Birken kommen und das Ausstellungsprojekt „The Global Contemporary“ am ZKM vorstellen, wo er als Co-Kurator tätig ist. Es wird also ein sehr intensives Rahmenprogramm geben. Nicht zu vergessen ist die Morgengymnastik, die die Teilnehmer Samstag erwartet!

KSK Mainz Logo

Viele Wege führen nach Mainz – und von dort in die Welt der Kunst.

Euer Thema lautet „In vier Tagen um die Welt – Kunst und ihre Wege“. Wohin wird die Reise der Referenten gehen?

Getreu dem Motto werden wir einiges über Kunst aus den verschiedensten Winkeln der Welt erfahren und darüber diskutieren. Vom Orient über Europa bis nach Lateinamerika wird uns die Reise führen. Dabei werden nicht nur einzelne Orte ins Visier genommen, vielmehr wird auch über die Rolle der Globalisierung in der Kunst zu sprechen sein. Doch werden wir nicht nur in die Ferne schweifen, sondern auch das betrachten, was unmittelbar in unserer Nähe liegt; beispielsweise wird es interessante und unkonventionelle Stadtführungen in Mainz geben.

In diesem Semester wurden keine Vorträge von Doktoranden angenommen. Wie kam es zu dieser Entscheidung und was erhofft Ihr Euch davon?

Natürlich sind Vorträge von Doktoranden meist gewinnbringend, aber wir denken, dass diese durchaus an anderen Stellen die Möglichkeit bekommen, über ihre Forschung zu berichten. Der KSK soll ein Kongress aller Studierenden sein und auch denen die Chance bieten, ihre Ideen und Thesen zu formulieren, die das üblicherweise nicht können. Die Hürde, sich hier als Student im dritten Semester an einem Vortrag zu probieren, ist unserer Meinung nach so weniger hoch. Wir konnten aber Doktoranden für die Workshops gewinnen. Diejenigen, die sich schon länger mit dem Fach auseinandersetzen und zum Teil auch schon Erfahrung im praktischen Bereich, z.B. als Kuratoren, gesammelt haben, sind so in der Position, etwas von ihrem Wissen im direkten Gespräch weitergeben zu können.

Das diessemestrige Motto deckt ein breites Spektrum an möglichen Fragestellungen ab. Zum einen umfasst es die große Zeitspanne von der Antike bis zur Gegenwart, zum anderen bietet es vielfältige methodische Zugänge. Wie schafft Ihr es, die vielen Aspekte mit einem roten Faden zu verknüpfen?

Bezüge, Assoziationen und Verknüpfungen werden sich ergeben, wenn wir die Vorträge in das Rahmenprogramm einbetten und gemeinsam über konkrete Fragestellungen diskutieren. Eine große Weltkarte am Tagungsort wird außerdem die Möglichkeit bieten, Fragen, Verbindungen und Wege direkt festzuhalten. So sind am Ende hoffentlich unsere gemeinsamen Gedankengänge auf einen Blick zu sehen – inklusive roten Fäden, losen Enden und dem ein oder anderen Knäuel.

 

Jüngst wurde in Würzburg der ‚genius loci‘ beschworen. Was ist das Charakteristikum des Standorts Mainz und wie wird er in Eure viertägige Weltreise eingebunden?

Mainz ist eine gemütliche, aber zugleich äußerst lebendige Stadt und lässt sich in wenigen Tagen gut erkunden. Durch ihre Lage an der Mündung des Mains in den Rhein ist die Stadt seit der Römerzeit ein zentraler Knotenpunkt. Im Mittelalter war der Bischofssitz ein zentraler Ort des Reiches, und die Mainzer Bischöfe zählten über Jahrhunderte zu den wichtigsten Reichsfürsten. Heute kennt man Mainz eher aus anderen Zusammenhängen – als Medienstadt und Heimat fröhlich-innovativer Fußballfans. In unseren Stadtführungen werden wir die verschiedenen Schichten der historischen Entwicklung der Stadt aufzeigen, das Rheinufer erkunden und im Peng, einem Zentrum der freien Kulturszene, einen spannenden Leseabend verbringen.

Um welche Erfahrungen seid Ihr nach der Organisation des KSK reicher?

Wir haben alle festgestellt, dass es sehr spannend ist, aus dem Nichts eine Veranstaltung zu planen, sowohl inhaltlich als auch organisatorisch. Und dass nur dann etwas Gutes entstehen kann, wenn jeder seine Stärken im Team einbringen kann. Während der Vorbereitung haben wir außerdem gemerkt, dass wir doch bereits sehr viel stärker mit unserem Fach verwachsen sind, als wir das vorher vermutet hätten. Und wir hoffen, dass wir nach dem Wochenende um die Erfahrung reicher sein werden, als Studierende der Kunstgeschichte bei der Vollversammlung des KSK Mainz 2011 ein Thesenpapier zu unserer Standortbestimmung formuliert zu haben.

Warum sollten bisher Unentschlossene noch schnell ein Zugticket nach Mainz lösen?

Weil unser Programm für sich spricht und man als Student der Kunstgeschichte nicht oft genug die Möglichkeit bekommt, sich mit Kommilitonen aus anderen Instituten zu aktuellen Themen auszutauschen. Wer zögert, sollte sich außerdem noch schnell unser Video anschauen. Und haben wir schon erwähnt, dass Mainz im größten deutschen Weinbaugebiet liegt?

Weitere Informationen zur Anmeldung und zum Programm findet Ihr auf der Homepage zum 80. KSK in Mainz.

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